Gut 40 Jahre ist es her, als Peter und ich uns im damaligen Restaurant Maulbeerbaum in Thun kennengelernt haben, er bereits SP-Politiker, ich junger Aktivist. Der Anlass war ein Abend zur Rothenthurm-Initiative, die 1983 lanciert worden war und vier Jahre später vom Volk angenommen wurde. Ich kannte Peter bereits vom «Tägu» her, er mich von meinen Leserbriefen. Dass dieses Treffen der Beginn werden sollte zu einer langjährigen politischen Zusammenarbeit, konnte keiner von uns beiden ahnen.
Peters junge Polit-Jahre waren nebst seinem Engagement in der SP Dürrenast geprägt von Provokationen. Zum Beispiel, als er am 1. August eine Sowjet-Fahne an seinen Briefkasten hängte. Oder als er den rehabilitierten «Landesverräter» Jeanmaire zu einem öffentlichen Talk einlud.
Von 1992 bis 2002 vertrat Peter die SP im Thuner Stadtrat, den er im historischen Jahr 2000 präsidierte. Als ihn die SP Thun vier Jahre nach seinem Rücktritt zum Gemeinderatskandidaten kürte, stichelte der «Tägu», er sei aus der Besenkammer geholt worden. 2008, gut ein Jahr nach seiner Wahl in den Gemeinderat bewahrheitete sich die Stichelei, als Peter das Kollegialitätsprinzip brach und sich gegen den geplanten Teilverkauf der Energie Thun AG an die BKW aussprach. Das Volk gab ihm in der Referendumsabstimmung Recht: Satte 84% lehnten diesen Plan ab, der neue Besen kehrte gut. Ein grosser Erfolg für Peter, ein grosser Erfolg für die SP und die Gewerkschaften.
Erfolg und Niederlage sind in der Politik oft nahe beieinander. So gelang es Peter nicht, 2010 die Nachfolge von Hansueli von Allmen als Stadtpräsident anzutreten. Begnügen musste er sich somit die kommenden 16 Jahre mit dem wenig prestigeträchtigen Vize-Stadtpräsidium.
Als Vorsteher der Direktion Sicherheit und Soziales hat Peter vieles angepackt und umgesetzt: Totalrevision des Ortspolizeireglements, Gründung des Vereins Asyl Berner Oberland (Gründungspräsident), Einführung des Taxirats und von seither schweizweit kopierten mediterranen Nächten. Die Liste liesse sich beliebig fortsetzen, stark war der Tatendrang und die Umsetzungsstärke von Peter.
Von 2010 bis 2022 vertrat Peter die SP auch im Grossen Rat, zuletzt als Präsident der Geschäftsprüfungskommission. Seine Nicht-Wiederwahl im Frühjahr 2022 war ein herber Schlag, sowohl für Peter als direkt Betroffenen als auch für mich als Co-Präsident des Regionalverbands. Dass es für die SP ein schwarzer Wahlsonntag war mit etlichen nicht wieder gewählten Grossratsmitgliedern, war ein schwacher Trost.
Im selben Jahr beendete Peter seine Amtsdauer als Gemeinderat, diesmal aus freien Stücken. Peter zog sich zurück aufs Land, wo er herkam, wo er sich wohlfühlte. Er schwärmte von seinen Schweinen auf dem elterlichen Bauernhof, den er zusammen mit seiner Frau Ruth übernahm. Manchmal ärgerte er sich auch, weil die Tiere nicht dasselbe im Kopf hatten wie er.
Ja, Peter konnte sich auch ärgern. Über Autoposer zum Beispiel oder über Barber-Shops mit ausbeuterischen Arbeitsbedingungen. Sein wohl grösster Ärger aber galt den Ultras, den eingefleischten Fans des FC Thun, in denen er nur gewaltbereite Hooligans sah. Kein anderes Thema hat Peter denn auch so entfremdet von seiner Partei, die zunehmend eine andere Haltung eingenommen hat.
Auf dem Land hat Peter Frieden gefunden. Fernab von Autoposern, Barber-Shops und Fussballspielen. Wie hätte ich es ihm gegönnt, viele Generationen von Schweinen und Hühnern zu züchten. Pfeife zu rauchen bis ins hohe Alter, Theater zu spielen, zu jassen und zu lachen. Das Schicksal hatte einen anderen Plan und ereilte Peter mit voller Wucht.
Mit Peter verlieren wir einen Kämpfer für gute öffentliche Dienste, für eine lebendige Demokratie und für mehr soziale Gerechtigkeit. Einen Menschen mit feinem Humor, der gerne provozierte. Einen Sozialdemokraten von der Sohle bis zum Scheitel.

Ruhe in Frieden, lieber Peter.
Thun, 1. Dezember 2025, Franz Schori, Co-Präsident SP Regionalverband Thun